Die unterschätzte Kraft von Advisory Boards: So stärken sie CEOs, Aufsichtsräte und Vorstände

In einer Zeit beispielloser Veränderungen stehen CEOs vor komplexen Herausforderungen, die schnelles Handeln und strategische Weitsicht erfordern. Grundlegende makroökonomische, geopolitische, technologische und gesellschaftliche Entwicklungen erhöhen den Druck auf CEOs, während widersprüchliche Interessen von Stakeholdern die Entscheidungsfindung erschweren. Neue Trends können die Zukunft ganzer Branchen beeinflussen, und die Erwartungen an Transparenz und Nachhaltigkeit steigen kontinuierlich.

Vor diesem Hintergrund haben heute mehr als die Hälfte der Fortune-100-Unternehmen Beiräte für CEOs eingerichtet. Unabhängige Beratung, neue Perspektiven und Netzwerke außerhalb der formal institutionalisierten Gremien werden immer wichtiger, um den wachsenden Herausforderungen gerecht zu werden.

Um in diesem dynamischen Umfeld erfolgreich zu navigieren und den Unternehmenserfolg zu maximieren, gewinnen Beiräte als unabhängige Beratungsgremien für CEOs zunehmend an Bedeutung. Doch welchen konkreten Nutzen bieten sie, und wie können Unternehmen ein solches Gremium erfolgreich aufbauen, um einen echten Wettbewerbsvorteil zu erzielen?

Beiräte: Erfolgsfaktoren für CEOs und Vorstände

Die Rolle der Beiräte in modernen Unternehmen

Die Geschichte der modernen Beiräte beginnt Anfang des 20. Jahrhunderts in den USA. Aus dem „Beirat for the Monetary Commission“ entstand das Federal Reserve System, ein Meilenstein in der wirtschaftlichen Entwicklung des Landes1. US-Präsidenten wie Woodrow Wilson und Franklin D. Roosevelt nutzten während der Weltkriege temporäre Beiräte, um den komplexen wirtschaftlichen und gesellschaftlichen Herausforderungen zu begegnen2. Mit dem „Council of Economic Advisers“3 schuf Präsident Harry S. Truman 1946 das erste permanente Beratungsgremium, das seither allen US-Präsidenten als objektive Instanz in wirtschaftspolitischen Fragen dient3.

Dieses Konzept fand schnell weltweite Anerkennung. Der „Council of Economic Advisers“ diente als Vorbild für den Sachverständigenrat zur Begutachtung der gesamtwirtschaftlichen Entwicklung in Deutschland, besser bekannt als die „fünf Wirtschaftsweisen“4. Auch in der Wirtschaft erkannten Führungspersönlichkeiten das Potenzial von Beiräten. Toyota richtete 1996 neben seinem hochkarätig besetzten Board of Directors ein Beirat ein, um Trends in Politik, Technologie und Gesellschaft zu diskutieren und neue Märkte zu erschließen5.

Sowohl Persönlichkeiten aus der Wirtschaft als auch Politiker setzen auf das Konzept der Beiräte. Angela Merkel etablierte während ihrer Amtszeit neue Beiräte in der Politik, um Expertenwissen in Entscheidungsprozesse einzubinden. Investoren wie Warren Buffett und Private-Equity-Gesellschaften nutzen Beiräte für das Management ihrer Portfoliounternehmen6. Technologiekonzerne wie Google unter der Führung von Eric Schmidt griffen das Erfolgsmodell auf und entwickelten es weiter, um in einem sich schnell verändernden Marktumfeld agil zu bleiben und die Resilienz von CEOs zu verbessern.

CEO-Beiräte sind heute in Australien, den USA und Asien auf dem Vormarsch. Immer mehr namhafte Unternehmen wie General Electric, American Express, Microsoft, Google, PepsiCo und JPMorgan setzen auf diese Gremien, um die langfristige Wertschöpfung zu sichern und die Unternehmensperformance zu verbessern. Beiräte sind nicht nur fester Bestandteil guter Corporate Governance, sondern gelten auch als entscheidender Erfolgsfaktor. Studien zeigen, dass Unternehmen mit einem Beirat für den CEO zwischen 2010 und 2022 einen um 9 Prozent höheren Total Shareholder Return erzielen als Unternehmen ohne ein solches Gremium7.

Die Vorteile von Beiräten für CEOs

Unserer Erfahrung nach lassen sich die Vorteile von Beiräten in folgende Hauptkategorien einteilen:

  • Neue Perspektiven einbringen und Kompetenzlücken schließen
    Beiratsmitglieder können als Experten in Bereichen, die nicht zum Kerngeschäft des Unternehmens gehören, wertvolle neue Perspektiven bieten. Sie tragen dazu bei, die Entscheidungsfindung zu verbessern und Expertise bereitzustellen, um kritische Lücken im Aufsichtsrat und Vorstand zu schließen. Dies gilt insbesondere für Bereiche wie Geopolitik, Technologie oder Nachhaltigkeit. Beiräte schaffen ein Lernforum für Aufsichtsratsvorsitzende, CEOs und Vorstände und unterstützen sie bei der kontinuierlichen Weiterentwicklung.
  • Glaubwürdigkeit stärken und beim Marktzugang helfen
    Ein Beirat kann die Marke eines Unternehmens erheblich stärken und bei der Erschließung neuer Märkte unterstützen. Die Persönlichkeiten im Board können das Management mit ihrer Expertise auf regionale und kulturelle Herausforderungen vorbereiten und mit ihrem Netzwerk wichtige Akteure und Stakeholder einbinden. Dadurch wird die Glaubwürdigkeit des Unternehmens gestärkt, und das Beirat kann klassische Markenbotschafter ersetzen, um die Marke global zu positionieren.
  • Unabhängigen Rat bei schwierigen Herausforderungen bieten
    Da Beiratsmitglieder keine Verantwortung für die Unternehmensführung tragen und kein Stimmrecht in Unternehmensangelegenheiten haben, sind sie frei von Zwängen, die Aufsichtsräte oft binden. Diese Unabhängigkeit ermöglicht es ihnen, eine ehrliche und unvoreingenommene Perspektive einzunehmen. Für CEOs ist ein Beirat eine wertvolle zweite Meinung, bevor sie kritische Entscheidungen treffen, und es hilft, potenzielle Fehler zu vermeiden. Der informelle Charakter eines Beirats fördert zudem die offene Diskussion schwieriger Themen, die der Aufsichtsrat möglicherweise nur ungern anspricht.
  • Aufbau eines Kandidatenpools für den Aufsichtsrat
    Obwohl dies kein vorrangiges Ziel ist, stellen einige Unternehmen fest, dass Beiratsmitglieder die für die Rolle als Aufsichtsrat erforderliche Managementperspektive haben oder entwickeln. Das Beirat kann somit als Testfeld dienen, um zu sehen, wie eine Persönlichkeit zu umfassenderen strategischen Diskussionen beiträgt und die Entscheidungsprozesse im Aufsichtsrat verbessern könnte.
  • Kosteneffektivität
    Beiräte können sehr kosteneffizient sein. Sie sind in der Regel kleiner, und die Mitglieder erhalten oft nur ein Drittel bis die Hälfte der Vergütung von Aufsichtsratsmitgliedern. Es ist kostengünstiger, Experten in den Beirat zu berufen als in den Aufsichtsrat. Zudem können Beiräte eine ökonomische Alternative zur Einstellung von Beratern oder Senior Advisors sein.

Schlüsselstrategien für den Aufbau und die Leistungssteigerung eines Beirats

CEOs können auf verschiedene Weise auf externes Expertenwissen zugreifen. Während Peer-Networking-Gruppen unschätzbare Einblicke bieten, sind ihre Beiträge oft unregelmäßig und nicht auf die spezifischen Herausforderungen und Bedürfnisse des Unternehmens zugeschnitten. Berater bringen ihre Expertise meist projektbezogen ein und bieten eher taktische Unterstützung bei der Lösung spezifischer Probleme, jedoch mit einer weniger strategischen Perspektive. Aufsichtsräte haben hingegen eine rechtliche und formale Verantwortung für die Entscheidungsfindung und die Überwachung des Managements. Aufgrund gesetzlicher Vorschriften und interner Regeln sind sie oft stark eingeschränkt und können schnell in Interessenkonflikte geraten.

Im Gegensatz dazu bieten Beiräte eine langfristige strategische Perspektive und kontinuierliche Unterstützung. Sie fungieren als unabhängiges Beratungsgremium bei der Entscheidungsfindung, ohne dass ihre Empfehlungen bindend sind. Dies ermöglicht eine unvoreingenommene Sichtweise und fördert offene Diskussionen über schwierige Fragen, denen Aufsichtsräte oft ausweichen.

Fast jedes Unternehmen nutzt heute informelle Netzwerke, um neue Perspektiven zu gewinnen, die Entscheidungsfindung zu verbessern oder den Marktzugang zu erleichtern. Die Formalisierung eines solchen Netzwerks in Form eines Beirats bietet jedoch klare Vorteile. Sie stellt nicht nur sicher, dass die Beratung unabhängig ist und eine kollektive Perspektive repräsentiert, sondern definiert auch klar die Verantwortlichkeiten und Zuständigkeiten. Ein formeller Beirat schafft ein höheres Maß an Disziplin, erhöht das Niveau der Ideen und Beiträge und verbessert die Qualität der Empfehlungen durch den Kontext und die Diskussion aus unterschiedlichen Perspektiven. Gleichzeitig wird eine breitere Akzeptanz von Entscheidungen sichergestellt – ein entscheidender Faktor für CEOs, um erfolgreich auf die Interessen der verschiedenen Stakeholder einzugehen.

Damit Beiräte erfolgreich sind, haben sich unserer Erfahrung nach die folgenden Schlüsselprinzipien bewährt:

Purpose, Objectives und Governance

Sichern Sie sich die Unterstützung des Aufsichtsrats
Ein starker Beirat für den CEO benötigt die volle Unterstützung des Aufsichtsrats. Es ist ratsam, den Aufsichtsrat frühzeitig in die Überlegungen einzubinden und in einem offenen Austausch Zweck, Rolle und Themen des Beirats sowie den Zugang dazu zu diskutieren. Die frühzeitige Einbindung steigert die Akzeptanz, verhindert potenzielle Konflikte und kann dazu beitragen, die Beziehungen zwischen CEO, Vorstand und Aufsichtsrat zu verbessern. Es hat sich bewährt, wenn Aufsichtsratsmitglieder oder zumindest der Aufsichtsratsvorsitzende regelmäßig oder zu bestimmten Themen an Sitzungen des Beirats teilnehmen. Dies kann die Wirksamkeit des Beirats deutlich erhöhen und zugleich die Qualität der Beziehungen zwischen Aufsichtsrat und CEO maßgeblich verbessern – insbesondere, wenn das Beirat explizit Kompetenzen und Perspektiven einbringen soll, die im bisherigen Aufsichtsrat nicht vorhanden sind.

Definieren Sie Zweck, Rolle und Themen
Der erste Schritt beim Aufbau eines Beirats besteht darin, dessen Zweck und Struktur klar zu definieren. Die strategische Agenda des Unternehmens sollte dabei im Mittelpunkt stehen. Es ist entscheidend, die Ausrichtung des Beirats an der Roadmap und den wichtigsten Zielen des Unternehmens zu orientieren. Die Rolle des Beirats sollte klar definiert werden – sei es als Sparringpartner im Entscheidungsprozess, als Impulsgeber durch neue Perspektiven, als Expertengremium zu bestimmten Fragestellungen oder als Netzwerk, um Marktzugänge zu ermöglichen. Ein Beirat sollte auf die spezifischen Herausforderungen und Chancen ausgerichtet sein, die Ihr Unternehmen bewältigen muss – sei es im Bereich Transformation, Marktzugang, Kundenzentrierung, Wachstum oder Kultur. Die Fokussierung und klare Definition von Schwerpunkten gewährleisteten, dass der Beirat an den wichtigsten Themen für den CEO arbeitet und sein volles Potenzial effektiv ausgeschöpft wird.

Definieren Sie den Erfolg
Von Anfang an sollte ein klarer Auftrag für das Beirat festgelegt werden. Dies beinhaltet die Entwicklung einer klaren Erwartungshaltung -quantitativ und qualitativ- die Definition der genauen Zielsetzung und die regelmäßige Überprüfung, ob die Ziele erreicht werden. Konkret hat es sich bewährt, klare Meilensteine zu definieren, Ergebnisse anhand von KPIs zu messen und die Beiratsmitglieder verantwortlich zu halten und gegebenenfalls zu ersetzen, wenn sie nicht mehr geeignet sind. Eine klare Kommunikation der Erfolgskriterien stellt sicher, dass die Beiratsmitglieder gezielt arbeiten und die Erwartungen von Anfang an klar sind. Dies trägt dazu bei, dass der Beirat effektive Empfehlungen gibt, messbare Ergebnisse liefert und eine positive Dynamik etabliert wird.

Entwicklung eines Zusammenarbeitsmodells zwischen Ihrer Organisation und dem Beirat

Nach unserer Erfahrung hat es sich bewährt, wenn der CEO als Sponsor des Beirats fungiert und die aktuelle Governance-Struktur vorab evaluiert wird, um zu bestimmen, wie das Beirat integriert werden soll. Entscheidend für den Erfolg ist das persönliche Engagement des Sponsors, um die Fokussierung des Beirats sicherzustellen, die Agenda zielgerichtet voranzutreiben und an den Sitzungen teilzunehmen. Legen Sie außerdem fest, welche Personen im Unternehmen direkten Zugang zum Beirat haben und wie dieser Zugang geregelt ist. Dabei sollte die Auswahl dieser Zielgruppe auf den spezifischen Herausforderungen und strategischen Prioritäten des Unternehmens basieren, da die Auswahl der Personen auch den Fokus des Beirats beeinflusst. Klare Regeln für den Zugang zu den Sitzungen, Diskussionen und Berichten des Beirats sind erforderlich, um eine effektive Kommunikation und Umsetzung der Empfehlungen zu gewährleisten. Stellen Sie sicher, dass es regelmäßige und offene Kommunikationskanäle zwischen dem Beirat und dem Aufsichtsrat sowie dem gesamten Vorstand gibt. Dies kann durch formelle Treffen, informelle Updates, gemeinsame Workshops oder themenbezogene Arbeitsgruppen erfolgen. Eine enge Zusammenarbeit zwischen CEO, Beirat, Aufsichtsrat und Vorstand fördert das Verständnis für die strategischen Prioritäten und operativen Herausforderungen des Unternehmens.

Fokus auf die Zusammensetzung: Wer gehört in einen erfolgreichen Beirat?
Die Anzahl der Mitglieder eines Beirats variiert von Unternehmen zu Unternehmen, aber unsere Erfahrung zeigt, dass eine Größe von mindestens fünf und maximal zwölf Mitgliedern am effektivsten ist. Es hat sich bewährt, mit einem Beirat von fünf Mitgliedern und einer starken Fokussierung auf ein oder zwei Schwerpunkte zu beginnen und die Anzahl der Mitglieder sowie der Schwerpunkte nach und nach zu erweitern. Die Zusammensetzung des Beirats ist einer der wichtigsten Schlüssel zum Erfolg. Sie sollte sich stets an Zweck, Rolle, Themen und den erwarteten Erfolgen orientieren.

Diversität und Expertise
Studien zeigen eindeutig, dass verschiedene Perspektiven im Beirat die Qualität der Diskussion und der Empfehlungen deutlich verbessern. Insbesondere bei Beiräten, die CEOs strategisch beraten sollen, empfehlen wir, Beiratsmitglieder zu benennen, die sich in Region, Geschlecht, Kompetenz und Erfahrung unterscheiden. Grundsätzlich bieten sich Kandidaten aus Wirtschaft, Wissenschaft und Politik an: Chairmen, CEOs, Politiker, Wissenschaftler wie Dekane, Finanzexperten wie Volkswirte, ehemalige Mitglieder einer Zentralbank, Finanzinvestoren, Gründer oder ehemalige Unternehmensberater.

Auswahlprozess, Unabhängigkeit und Objektivität
Der Auswahlprozess für ein Beirat sollte klar strukturiert sein und auf klaren Richtlinien und Ihrer Governance basieren. Vermeiden Sie Interessenkonflikte aufgrund von Abhängigkeiten oder Partnerschaften und finden Sie Personen, die mit ihren Überzeugungen einen echten Mehrwert schaffen wollen.

Flexibilität
Wenn sich Ihre Herausforderungen ändern, können sich auch die Anforderungen an Ihr Beirat ändern. Überprüfen Sie regelmäßig die Zusammensetzung Ihres Boards und passen Sie diese bei Bedarf an, um sicherzustellen, dass es weiterhin Ihren strategischen Zielen entspricht.

Performance optimieren: Wie Arbeitsweise, Zusammenarbeit und Feedback die Leistung des Beirats formen

Unserer Erfahrung nach profitieren Beiräte von einer disziplinierten und formalen Arbeitsweise mit klaren Richtlinien, ähnlich wie bei einem Aufsichtsrat. Klare Rahmenbedingungen in Bezug auf die Größe des Beirats, die Häufigkeit und den Zeitpunkt der Sitzungen, den Zugang zu Informationen und eine klare Agenda für jede Sitzung sind entscheidend. Um die Effektivität eines Beirats nachhaltig zu sichern, empfehlen wir regelmäßige -am besten jährliche- Leistungsbewertungen und die Einarbeitung neuer Beiratsmitglieder. Außerdem sollte ein klarer Rahmen für die Größe, die Häufigkeit der Sitzungen und den Zugang zu Informationen festgelegt werden.

Aus unserer langjährigen Erfahrung im Aufbau von Beiräten für CEOs wissen wir, wie wichtig regelmäßiges Feedback für deren Effektivität ist. Die Etablierung eines kontinuierlichen Feedback- und Verbesserungsprozesses, in dem sowohl das Beirat als auch die CEOs, Aufsichtsräte und Vorstände Feedback geben und erhalten, ist ein iterativer Prozess. Dieser optimiert die Zusammenarbeit und stellt sicher, dass die Beiträge des Boards relevant und effektiv bleiben. Die Effizienz eines Beirats wird erheblich gesteigert, wenn regelmäßige Wechsel stattfinden und Mitglieder, die keinen Beitrag leisten, aus dem Beirat ausscheiden.

Die Dynamik zwischen den Beiratsmitgliedern und dem Unternehmen wird durch die Anzahl und Qualität der jährlichen Treffen bestimmt. Wir empfehlen vier Treffen pro Jahr, idealerweise persönlich und in verschiedenen Städten in jedem Markt, in dem das Unternehmen tätig ist. Um den größtmöglichen Nutzen aus jeder Sitzung zu ziehen, sollten die Tagesordnung und Unterlagen rechtzeitig vor der Sitzung versendet werden, damit sich die Beiratsmitglieder damit vertraut machen können. Stellen Sie sicher, dass jede Sitzung eine klare Tagesordnung hat und bereiten Sie die Unterlagen für das Beirat im Voraus vor. Dadurch wird sichergestellt, dass alle auf dem gleichen Stand sind und die Diskussion zielgerichtet verläuft.

Wir empfehlen, regelmäßig eine soziale Komponente einzubauen, damit die Mitglieder des Beirats frei und ohne feste Agenda diskutieren und ihre eigenen Ideen und Perspektiven einbringen können. Insbesondere Treffen mit dem Beirat eines anderen Unternehmens oder einer anderen Organisation sowie die Einbindung von Gästen aus Politik, Gesellschaft oder Kultur zu bestimmten Themen haben sich in diesem Zusammenhang bewährt. Dies bietet eine gute Balance zwischen Austausch, Vernetzung, sozialer Komponente und der Möglichkeit zur offenen Diskussion.

Warum Beiräte scheitern

Trotz ihrer weiten Verbreitung ist die Misserfolgsquote von Beiräten für CEOs hoch. Dies liegt häufig daran, dass die Einrichtung eines Beirats immer noch unterschätzt wird und zu selten externes Know-how hinzugezogen wird. Damit Beiräte nicht dem Halo-Effekt zum Opfer fallen und zu einer Modeerscheinung verkommen, sondern tatsächlich einen Mehrwert generieren, sollten sie sich mit den häufigsten Problemfeldern auseinandersetzen:

  • Mangel an Engagement und Unterstützung seitens des CEO
  • Interessenkonflikte Beiratsmitgliedern
    • Mitglieder könnten bei Wettbewerbern oder Partnern im Aufsichtsrat oder Beirat vertreten sein.
    • Interessenkonflikte des CEO, wenn dieser im Aufsichtsrat von Mitgliedern des Beirats sitzt.
  • Konflikte mit dem Aufsichtsrat aufgrund mangelnder Kommunikation oder Einbeziehung
    • Empfehlungen des Beirats könnten im Widerspruch zu den Vorgaben des Aufsichtsrats stehen. Dies sollte jedoch als Anlass für eine vertiefte Diskussion genutzt werden, um die Empfehlungen mit dem Aufsichtsrat zu besprechen und in Einklang zu bringen.
  • Mangelnde Kohärenz zwischen Zweck und Zielen des Beirats sowie seiner Organisation und Zusammensetzung
    • Unausgewogenes Team in Bezug auf Kompetenzen, Größe und Engagement.
    • Mangelnde Diversität hinsichtlich Fachwissen, Erfahrung, funktionalen Fähigkeiten, Alter, Geschlecht oder ethnischer Zugehörigkeit.
    • Falsche Auswahl von Personen, die nicht für die Rolle, die Organisation oder die Zusammenarbeit geeignet sind.
  • Unklarheit über das Mandat und den Einfluss des Beirats auf die Entscheidungsfindung
    • Zu wenig Reflexion über Funktionsweise, Kultur, Kollaborationsmodell und Betrieb – oft wird ein Beirat eingerichtet, ohne wichtige Themen zu diskutieren, was schnell zu Frustration führen kann.
  • Fehlende regelmäßige Bewertung und Anpassung
    • Es fehlt an einer regelmäßigen Überprüfung der Zusammensetzung, Anpassung an aktuelle Herausforderungen und einer Leistungsbewertung, um Mitglieder, die keinen Mehrwert schaffen, zu ersetzen. Dies ist entscheidend für die Aufrechterhaltung eines leistungsfähigen Teams.

Experiences and Lessons Learned: How Advisory Boards Help Companies Move Forward

Ein Beirat bietet unverbindliche strategische Beratung, wertvolle Einblicke und Zugang zu Märkten. Aufgrund dieses Mehrwerts haben sich Beiräte in den letzten Jahren weltweit als Standard für Value Creation, gute Unternehmensführung und Leadership etabliert. Sie werden von CEOs erfolgreich zu unterschiedlichen Themen eingesetzt. Unserer Erfahrung nach sollte die Ausrichtung eines Beirats stets an den individuellen Situationen, Herausforderungen und Zielen des Unternehmens, des CEOs orientiert sein.

Durch unsere Zusammenarbeit mit weltweit renommierten Organisationen haben wir tiefgehende Einblicke in die Erfolgsfaktoren und Fallstricke von Beiräten für das Management gewonnen. Auf Grundlage unserer langjährigen Erfahrung im Aufbau und der nachhaltigen Etablierung von Beiräten für CEOs haben wir zudem ein umfassendes Verständnis für deren Funktionsweise, Ausrichtung und Erfolge entwickelt. Diese Erkenntnisse möchten wir im Folgenden anhand praktischer Beispiele mit Ihnen teilen.

Intel – Etablierung eines neuen Geschäftsmodells
Intel, einst führend im Halbleitermarkt, hatte aufgrund starker Wettbewerber wie TSMC und Samsung, neuer Wertschöpfungsketten in der Halbleiterfertigung und technologischer Disruptionen wie Künstlicher Intelligenz den Anschluss verloren. Unter dem neuen CEO Pat Gelsinger beschloss Intel, mit der Auftragsfertigung von Halbleitern ein neues Geschäftsfeld aufzubauen. Begleitet von einer neuen Produktionsstrategie, einem massiven Expansionsplan in Europa und den USA und einem deutlichen Ausbau der Fertigungskapazitäten sollten knapp 150 Milliarden US-Dollar investiert werden.

Intel richtete daraufhin ein Beirat ein, um eine stärkere „Outside-in“-Perspektive für die effiziente Umsetzung der Geschäftsfeldentwicklung zu gewährleisten. Die Aufgaben des Beirats bestanden darin, neue Perspektiven zu eröffnen und das Top-Management bei seinen Entscheidungen zu unterstützen, um eine starke Margenstruktur, eine kundenorientierte Ausrichtung und Kultur sowie effiziente Betriebs- und Geschäftsprozesse sicherzustellen. Das Beirat setzte sich aus Branchenexperten, potenziellen Kunden und Wissenschaftlern zusammen, um eine breite Perspektive zu gewährleisten.

Ein zentraler Erfolgsfaktor war die vielfältige Zusammensetzung des Beirats, die es Intel ermöglichte, innovative Strategien zu entwickeln und sich an veränderte Marktbedingungen anzupassen. Eine Herausforderung bestand darin, die internen Strukturen und die Unternehmenskultur an das neue Geschäftsmodell der Auftragsfertigung anzupassen. Durch die Einbindung eines diversifizierten Beirats konnte Intel ein neues Geschäftsmodell erfolgreich etablieren und seine Wettbewerbsfähigkeit im globalen Halbleitermarkt stärken.

Toyota – Erfolg der globalen Expansionsstrategie
Nach einer Boomphase in den 80er Jahren halbierte sich der operative Gewinn von Toyota zwischen Anfang und Mitte der 90er Jahre aufgrund von Marktsättigung und verstärktem Wettbewerb. Im Jahr 1996 richtete Toyota neben seinem hochkarätig besetzten Board of Directors ein Beirat ein. Das Board bestand überwiegend aus Persönlichkeiten außerhalb der Automobilindustrie und sollte Toyota bei seiner globalen Expansionsstrategie unterstützen.

Toyota setzte auf politische Persönlichkeiten aus verschiedenen Regionen, darunter Dr. Paul Volcker, ehemaliger Chef der US-Notenbank, und den damaligen Finanzminister Indiens, Dr. Manmohan Singh, der später Premierminister wurde. Die Einbindung dieser einflussreichen Persönlichkeiten ermöglichte Toyota den Zugang zu entscheidenden politischen Netzwerken und ein tieferes Verständnis der lokalen Märkte.

Ein entscheidender Erfolgsfaktor war die strategische Auswahl der Beiratsmitglieder, die Toyota half, kulturelle Barrieren zu überwinden und marktindividuelle Strategien zu entwickeln. Die Herausforderung lag darin, die gewonnenen Erkenntnisse effektiv in die globale Unternehmensstrategie zu integrieren. Das Beirat spielte eine entscheidende Rolle bei Toyotas erfolgreicher globaler Expansion, indem es strategische Einblicke und Netzwerke bereitstellte, die das Unternehmen in neuen Märkten etablierten.

J.P. Morgan – Der Aufstieg zur wertvollsten Bank der Welt
Der J.P. Morgan International Council gilt als eines der erfolgreichsten Beiräte weltweit. Die Zusammensetzung aus ehemaligen Politikern und aktuellen Wirtschaftsgrößen aus aller Welt war ein wesentlicher Erfolgsfaktor für den Aufstieg von J.P. Morgan zur wertvollsten Bank der Welt. Der Beirat unterstützt CEO und Board bei der Einschätzung geopolitischer und geoökonomischer Entwicklungen sowie bei der Erschließung neuer Märkte.

Die Glaubwürdigkeit des Beirats hat entscheidend dazu beigetragen, dass J.P. Morgan weltweit höchstes Vertrauen bei Aufsichtsbehörden, Politik und Wirtschaft genießt. So traf sich beispielsweise der indische Premierminister Narendra Modi mit dem Beirat, um die Fortschritte Indiens auf dem Weg zu einem BIP von 5 Billionen US-Dollar zu diskutieren.

Ein zentraler Erfolgsfaktor war die Fähigkeit des Beirats, globale Trends frühzeitig zu erkennen und strategische Empfehlungen auszusprechen. Die Herausforderung bestand darin, die vielfältigen internationalen Perspektiven in eine kohärente Geschäftsstrategie zu integrieren. Das Beirat ermöglichte J.P. Morgan, globale Chancen zu nutzen und Risiken zu minimieren, was maßgeblich zum nachhaltigen Erfolg der Bank beitrug.

Adobe – Kundenverständnis als Motor für beschleunigtes Wachstum
Nach einer Phase schnellen Wachstums beschloss das Top-Management von Adobe, ein Beirat zu gründen. Ziel war es, näher an den Kunden zu sein und im direkten Kontakt Feedback zu branchenspezifischen Herausforderungen zu erhalten. Das Beirat wurde mit erfahrenen Persönlichkeiten aus verschiedenen Branchen besetzt, um einen tieferen Einblick in die unterschiedlichen Kundenbedürfnisse zu erhalten.

Darüber hinaus bot das Beirat die Möglichkeit, neue technologische Entwicklungen wie Künstliche Intelligenz und deren Auswirkungen direkt mit Branchenexperten zu diskutieren. In den folgenden vier Jahren konnte Adobe das Wachstum um über 85 Prozent steigern, den Net Promoter Score (NPS) signifikant verbessern und den Marktanteil deutlich ausbauen.

Ein Erfolgsfaktor war das verstärkte Kundenverständnis, das zu verbesserten und innovativen Produkten führte. Die Herausforderung lag darin, die vielfältigen Kundenfeedbacks effizient in die Produktentwicklung einzubinden. Der Beirat half Adobe, kundenorientierte Strategien zu entwickeln und setzte damit einen entscheidenden Wachstumsmotor in Gang.

Mercedes – Nachhaltiger Erfolg durch Integrität und Compliance
Vor dem Hintergrund hoher Strafzahlungen in den USA beschloss das Daimler-Management, ein Beirat zu den Themen Integrität und Nachhaltigkeit einzurichten. Der Beirat setzt sich aus Experten für Integrität, Nachhaltigkeit und Unternehmensverantwortung zusammen und ist seitdem ein wichtiger Impulsgeber für den CEO und den Vorstand.

Seit seiner Gründung hat sich das Gremium mit Fragen rund um Menschenrechte, Datenverantwortung, verantwortungsvollen Umgang mit Künstlicher Intelligenz und der Weiterentwicklung der nachhaltigen Unternehmensstrategie befasst. Es gilt heute als eines der weltweit renommiertesten Boards zu diesen Themen.

Ein zentraler Erfolgsfaktor war die konsequente Ausrichtung auf ethische Standards, die das Vertrauen von Kunden und Investoren stärkte. Die Herausforderung bestand darin, die Empfehlungen in eine bestehende Unternehmenskultur zu integrieren und Mitarbeiter weltweit einzubinden. Das Beirat unterstützte Mercedes dabei, Integrität und Nachhaltigkeit fest in der Unternehmensstrategie zu verankern, was langfristig zu einer stärkeren Marktposition führte.

PIMCO – Politische Entscheidungsprozesse als Schlüssel zur Marktstrategie nutzen
Das Global Beirat von PIMCO zielt darauf ab, ein tieferes Verständnis politischer Akteure und Entscheidungen zu ermöglichen, um im Investmentprozess darauf zu reagieren. Der Beirat besteht aus ehemaligen Finanzpolitikern und Zentralbankpräsidenten und diskutiert regelmäßig mit dem CEO, dem Board und dem Chief Investment Officer über globale Entwicklungen.

Das Beirat gilt als wichtiger Eckpfeiler des Investmentprozesses von PIMCO und bildet die Grundlage dafür, dass PIMCO mit seinen Finanzprodukten regelmäßig seine Benchmarks übertrifft. Durch die Einbindung politischer Expertise konnte PIMCO seine Marktstrategien verfeinern und Risiken minimieren.

Ein Erfolgsfaktor war der exklusive Zugang zu politischen Informationen, die einen Wettbewerbsvorteil darstellten. Die Herausforderung lag darin, politische Entwicklungen korrekt zu interpretieren und strategisch zu nutzen. Das Beirat ermöglichte PIMCO, politische Insights effektiv in Investmententscheidungen zu integrieren und dadurch überdurchschnittliche Renditen zu erzielen.

Deutsche Bank – Vom Umbau zur Wachstumsstrategie
Nach der erfolgreichen Restrukturierung der Deutschen Bank von 2018 bis 2021 verlagerte sich der Fokus des Managements auf nachhaltiges organisches Wachstum. In dieser Phase wurde ein Beirat eingerichtet, das den Vorstand zu makroökonomischen, geopolitischen und technologischen Entwicklungen berät, die das Geschäftsumfeld maßgeblich beeinflussen.

Unter der Leitung des ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden wurde ein „Global Beirat“ mit Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft aus den USA und Europa gebildet. Im folgenden Jahr gelang es der Deutschen Bank, die Turbulenzen um die Credit Suisse gut zu überstehen und ihren Wachstumskurs weltweit beizubehalten.

Ein Erfolgsfaktor war die proaktive Identifikation von Marktchancen und Risiken durch den Beirat. Die Herausforderung bestand darin, die Empfehlungen zeitnah in operative Maßnahmen umzusetzen. Das Beirat half der Deutschen Bank, den Übergang von der Restrukturierung zu nachhaltigem Wachstum erfolgreich zu gestalten und ihre Marktposition zu festigen.

Die wachsende Bedeutung von Beiräten für CEOs

Beiräte können Entscheidungsträger oder Aufsichtsräte nicht ersetzen, aber sie bieten einen einzigartigen Mehrwert. Während der Fokus von Beiräten traditionell auf der Identifizierung von Trends, der Erlangung objektiver Perspektiven und der Verbesserung von Entscheidungsprozessen lag, erweitert sich ihre Rolle zunehmend. Um die internationale Präsenz zu sichern, den Markteintritt zu ermöglichen oder Expansionsstrategien zu unterstützen, werden Beiräte für CEOs aufgrund ihrer Netzwerke zu wichtigen Stakeholdern immer wichtiger für den Unternehmenserfolg.

Die Einbindung externen Know-hows durch einen Beirat ist ein entscheidender Faktor für erfolgreiche Unternehmensführung und nachhaltiges Wachstum. Wir sind davon überzeugt, dass Beiräte ein unverzichtbares Instrument für CEOs sind. Beiräte sind ein wesentlicher Faktor für CEOs, um ein Umfeld des kontinuierlichen Lernens und der Weiterentwicklung zu schaffen und gleichzeitig die Resilienz zu erhöhen. Wir empfehlen daher den Aufbau entsprechender Beiräte und unterstützen CEOs und Boards mit unseren erfahrenen Berater:innen aus unserer Resilience & Development, Learning Practice und Kooperationen mit den führenden akademischen Instituten weltweit.

Autoren

1 Report of the National Monetary Commission | Title | FRASER | St. Louis Fed
2 Records of the Council of National Defense [CND] and https://www.archives.gov/research/guide-fed-records/groups/179.html
3 https://www.whitehouse.gov/cea/
4 https://www.sachverstaendigenrat-wirtschaft.de/ueber-uns/aufgaben.html
5 https://global.toyota/en/download/8615849/
6 “An Beirat is a group of people selected by the company’s management to provide advice and counsel on the company’s strategic direction.” – Warren Buffett, Chairman and CEO of Berkshire Hathaway (2016)
7 RefineValue Research, Comparison of total shareholder return in the S&P100

Publikationen

Manchester United

Der Manchester United Case: Neue Governance für den Erfolg

Board Effectiveness und Board Excellence
CEO-Evaluation Criteria

CEO-Evaluation: Welche Kriterien und Dimensionen sind relevant?

CEO Excellence und CEO Performance
CEO Evaluation

CEO Evaluation: Der Weg zu besseren Ergebnissen

CEO Excellence und CEO Performance
Microsoft

Der Microsoft-Case: Die Bedeutung von CEO Evaluation

CEO Excellence und CEO Performance